Lieblichkeit am Samstag Vormittag

Da es aktuell über keinen Ausflug zu berichten gibt, die Bundesliga entschieden ist und wir diese kleine aber feine Veranstaltung Ende September auch soweit vorbereitet und ausgeplant haben, widme ich mich mal heute mal einem Thema, das einem die Grausbirn‘ aufsteigen lässt – der Besuch des Lebensmittelmarkets am Samstag vormittag.

Im Grunde ists ja ganz einfach – man überlegt im Vorfeld was man braucht, notiert sich das in seine Lebensmitteleinkaufsapp (bereits danach sortiert, wie man den wohlbekannten Markt abzulaufen gedenkt), klopft Samstags um 8 Uhr morgens an die Lebensmittelpforte, rennt durch den Laden, sammelt das wunderbare Zeugs ein das einem die Lebensmittelindustrie schmackhaft gemacht hat, Kasse, Karte, raus. Fertig. So macht man das, wenn man das professionell betreiben möchte.

Blöderweise trägt es sich ab und an zu, dass auch der beste Einkäufer etwas vergisst oder fehlkäuft (natürlich nur, wenn einem die Fraa das falsch in die App diktiert hat). Schande über das Weib! Und dann muss der freundliche Österreicher nochmal hin, in den Laden. Am Samstag, am späten Vormittag. Dann, wenn die Amateure kommen. Dann weiss man, warum man die Leute keine Kinder wollen, warum die Scheidungsrate steigt, warum die Eltern ins Heim abgeschoben werden.

Die Blockierer des Vorankommens lassen sich grob in folgende Gruppen unterscheiden (schlimm wirds dann bei Überschneidungen oder Zusammenschlüssen solcher einzelner Anfänger):

  • Mütter mit Kindern. Ein übler Zeitfaktor. Muddi weiss zwar, was sie will, und auch, wo das steht, aber blöderweise juckt das den kleinen Hosenscheisser gar net. Malte-Thorben rennt durch die Gänge, kennt kein Rechts-vor-Links, wähnt sich auf seinem Waldorfspielplatz, gut dass er Sandalen trägt so kann er net über sein Schuhbändel stolpern. Immerhin will er nicht seinen Namen tanzen. Und Muddi immer hechelnd hinnerher, mit Einkaufswagen (fast noch ganz leer, weils mit dem Einkauf ja nicht weitergeht), Handtäschchen (Michael Kors), Portemonnaie (riesig), Smartphone (riesig), Cappu (koffeinfrei). Alles in den Händen. Ein anatomisches Wunder. Und wenn dann ein Profi wie ich um die Ecke schiesst, passiert es schon mal, dass der kleine Balg unter die Räder kommt. Malte-Thorben heult, Muddi kreischt, ich renne weiter mit einem freundlichen „Bissl Schwund gibts immer“. Daher, sobald Sie Muddi+Kind sehen, weiträumig umfahren, die Route anpassen, gerne auch mal weitere Wege gehen, immer in Bewegung bleiben.
  • Pärchen, die keine Pärchen mehr sind, es aber noch nicht wissen. Der Horror schlechthin. Diese Leute sehen sich unter der Woche kaum, falls doch schweigen sie sich über ihre überteuerten Smartphones an, haben aber eine stille Übereinkunft, jeden Samstag gemeinsam einkaufen zu gehen. Beziehungsfördernd, meinen sie wohl. Und jetzt lungern diese beiden schlecht frisierten Mittdreissiger, kinderlos, mit Bausparvertrag und Birkenstocksandalen, die kommende Scheidung aus allen Poren spriessend, in den Gängen rum, wissen nicht wo was steht (woher auch, unter der Woche gibts abends den fairen Essenslieferdienst oder tagsüber was ausm Bioladen), wissen nicht was sie brauchen oder gar wollen, versperren aber mit ihren Wägen (ja, solche Leute haben 2 Wägen, nicht mal mehr das schaffen sie gemeinsam) so zielgerichteten Profis wie unsereines den Weg mit ihrem eingebildeten Pärchenkackscheiss (weil sie dann, warum auch immer, händchenhaltend vorm Weinregal stehen, und überlegen, mit welchem Gesöff sie sich heute abschiessen, um so wenig wie möglich von ihrem Elend mitzubekommen). Was machen solche Leute auch gemeinsam im Laden? Soll er doch gehen (dann steht nur einer im Weg rum) und einen billigen Fusel mitbringen, sie kann ja daheim bleiben und ihre Mutter anrufen. Tipp vom Profi: hier ruhig mal bisschen Zeit nehmen, daneben hin stellen und lauschen.
  • Im Gegensatz dazu gibts noch die Gruppe „Frisch verliebtes Pärchen“. Falls man solchen Leuten begegnet, empfiehlt es sich, einen Eimer mitzuführen, wenn man das ganze Gesülze, Geschleime und „Nein Du. Nein Du“ nicht mehr aushält. Entsetzlich.
  • Omma und Oppa. Erstaunlicherweise stören mich diese Herrschaften am Samstag nicht im Geringsten. Die gehen dahin, weil sie Gesellschaft suchen, weil ihre depperten Kinder sie nur an Weihnachten besuchen, weil alle ihre Freunde schon in der Grube liegen oder nur noch ein aufgeweichtes Semmerl im Kopf haben. Daher, lasst sie leben, weicht ihnen aus, freut euch, wenn ihr Omma und Oppa trefft – weil ihr dann von den anderen, wirklichen Nervtötern verschont bleibt.
  • Ich will das nicht weiter ausführen, aber stellen Sie sich, geschätzter Leser, einige der voran genannten Gruppen vor, in Gemeinsamkeit.  Sowas wie Muddi+Omma+Kind (Kind quengelt, Omma steckt Süssigkeiten zu, Muddi schimpft mit beiden), oder Pärchen mit 2 antiautoritär erzogenen Bälgern (mit diesen Einkaufswägen, auf die man eine Überdachung gestülpt hat, damit sich Klein-Friedrich schon mal an sein Leben im Kleinwagen gewöhnt). Nichtmal meinem schlimmsten Feind wünsche ich sowas. Grauenvoll. Unmenschlich. Da schau ich mir ja lieber ein Fussballspiel der Bayern an.

Aber, lieber Leser, es ist im Grunde alles halb so wild – einfach früh los und alles richtig kaufen. Dann bleibt man ungeschädigt. Ausser, man will bisschen Spass haben oder Aufregung, dann raus in den Laden – Samstags, ab 10.

Info zum Beitragsbild – der Ort des septemberlichen Geschehens.

 

 

 


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