Der Toni Bauer macht put-put

… und den Hühnern gehts gut-gut. Sie singen ei-dideldei. Wir sind soo frei.

9 Monate sinds, seitdem wir, die beste aller meiner Gattinnen, in Personalunion mit Kärntens bester Kosmetikerin, und der immer freundliche Österreicher, heim gezogen sind, heim, dortenhin, wo andere Urlaub machen und wo der immerwährende Nebel knappe 10 Kilometer weiter beginnt. Und als mich denn jüngst, bei meinem ersten Deutschland-Aufenthalt seit dem Wegzug, der angeheiratete Schwippschwager vom Onkel seiner Tante dessen Schwager frug, warum ich denn nix mehr schreibe, dachte ich mir – „Jo!“.

Also schreibe ich wieder mal was, bisserl was von den ersten 9 Monaten, bisserl was über den Einheimischen, das mir so als aufgefallen ist.

Zuallererst, es gibt hier keinen Öffentlichenpersonennahverkehr, wie man das aus Frankfurt gewohnt sein könnte. Ok, einerseits praktisch, weils keine stundenlangen Wartezeiten, betriebsbedingten Ausfälle, Personenschäden, betrunkene Mitreise oder überraschende 1-cm-Wintereinbrüche im Winter mehr gibt. Andererseits klimatisch hoch kritisch, da man hier ohne eigenen Personenkraftwagen nirgends hinkommt. Ok, es gibt, sogar hier in meinem wunderbaren Kaff, eine Buslinie. Blöderweise fährt dieser Bus aber nur 2 mal am Tag, und wenn Leute drinnen sitzen, sinds Schüler, die noch kein Auto fahren dürfen, Rentner, die kein Auto mehr fahren dürfen, oder Trinker, die grade kein Auto fahren dürfen. Also muss es ohne Bus gehen.

Somit, ab ins Auto. Aus Frankfurt bin ich ja zügiges Fahren gewohnt, sonst hat dich auf der Friedberger der erste krasse Dreier schon nach 100 Meter ins Gebüsch gedrängt. Hier läuft die Sache anders, weil der Kärntner hats nicht eilig. Ich schon, immer. Auch wenn ichs nicht eilig habe, muss ich dringend wo hin. Vielleicht habe ich auch nur einen schweren rechten Fuss. Wer weiss.

Dieses Nicht-Eilige des Einheimischen bringt mich konsequent zur Verzweiflung. Bis die von der Ampel losfahren („Grüner wirds nimmer!“) vergehen Minuten, dann wird, sogar auf der Hauptverkehrsader der Stadt, höchstens und gemächlichst auf die wahnsinnige Geschwindigkeit von 35 beschleunigt, was natürlich bewirkt, dass ich denen ständig im Getriebe hänge und bei der nächsten Ampel wegen dem Scheintoten wieder stehen bleiben muss. „Lieber Mitreisende“, muss ich dann als Fahrtipp rausrufen, „wenn da fuffzg zu schnöll sind, donn gib dein Schein ob, du xxxxxxxxxxxx xxxxxxxx Xxxxxxxxxxx. Xxx xxxxxxxxx. Xxxxx xxxxxxxxx“. Internationaler Autofahrergruss hinterher.

Es gibt in allem Schlechten aber auch was Gutes – ich steige immer völlig entspannt aus dem Auto. Danke, Manfred.

Etwas darf nicht fehlen. Weils halt grade Winter ist und draussen bisserl rumliegt. Also, wenns hier schneit, dann schneits. Nicht so wie in Hessen, da kommen 2 Zentimeter und das Land steht still. Und jeder postet Bilder von seinen 2 Zentimeter in dieses Internet. Hier postet keiner Bilder vom Schnee, weil während der Piefke knipst, wird hier geschaufelt. Stundenlang. Ich habe jetzt in diesem Winter schon mehr Schnee aus der Einfahrt geschaufelt als ich in den 23 Jahren Hessen gesehen habe. Und dann sagen die Nachbarn, „das ist ja noch gar nix, die letzten Jahre wars immer mehr. Kauf dir eine grössere Schaufel.“ Na bravo.

Und wenn dann fertig bist, ermattet auf der Couch liegst, das Kreuz mindestens angebrochen und dem Bub paar Bilder zeigst, sagt dir der Bayernseppl aus Braunau, die 50 Zentimeter im Vorgadde sind ja nur das Zusammengeschobene. Da könnt ich mich als uffresche.

Aber, ich will mich net beklagen, ich wusste ja, was mich hier erwartet. Ok, dass die nicht autofahren können erschüttert mich, aber in ein paar Jahren werde ich vermutlich auch so ein Ampelschleicher sein. Und bis dahin werde ich noch viel viel Schnee schaufeln. Und viel an den See. Oder in die Berge. Oder ans Meer. Oder nach Italien. Liegt hier ja alles gleich ums Eck. Haaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.

Ach, wer sich über den Titel wundert – man fährt hier viel Auto, hört viel Radio und ergo dessen viel Werbung.

Info zum Beitragsbild – Vorgadde im Winter


5 Gedanken zu “Der Toni Bauer macht put-put

  1. Klingt doch ganz entspannt, ein Rest Piefke ist aber noch da. Das geht vorüber, spätestens wenn der Herr erstmalig vor der Ampel eingenickt ist.

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  2. Hallo Lieblingsgrantler,
    schön mal wieder was von Dir zu lesen. Die Ampelschleicher würden mich wahnsinnig machen, aber sonst klingt das alles sehr entspannt.

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  3. Wieder ein sensationeller Blick in die Tiefen deiner Kärntner Seele! Wirklich großartig. Vorschlag: fahre Motorrad oder E-Bike. Dann bist Du schnell dran vorbei. Ansonsten viel Glück, und oohhhmmmmmhhh!

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