Lieber Leser, nach wohliger Nachtruhe stand der nächste Programmpunkt an – eine private Führung durch Reykjavik mit einem deutschsprachigen Guide, den ich im Internet ausgemacht habe und der sich wunderbar flexibel in Zeit und Gestaltung zeigte. Unbedingte Empfehlung. Wir also los, zum Treffpunkt, da tauchte, zu meiner Überraschung, ein Halb-Landsmann auf. Fortan zog die Fraa mit 2 Österreichern durch die Gemeinde. Sensationell, was der gute Egill so alles wusste und erzählte. Besonders beeindruckt war ich ob der Erwähnung all dieser islandischen Namen. Wo unserseins schon dran scheitert, ob der Nachbar Fritz oder Franz heisst, wurden wir ausgiebig und lückenlos über die Geschichte von Skúli Magnússon (Stadtgründer), Kjartan Halldórsson (der Fischstäbchenkönig von Island), Leifur Eiríksson (Entdecker Amerikas, Sohn von Eiríkur rauði Þorvaldsson) und all der anderen unaussprechlichen Personen und Orte informiert. Es ging kreuz und quer durch die muggelige Innenstadt, vorbei am ältesten Haus Reykjaviks, runner zum Hafen, in ein kleines Vulkanmuseum, hoch zur Hallgrímskirkja, vorbei am Arbeitsplatz der Regierungschefin (das Haus liegt, unbewacht, mitten in der Stadt. Da kannst als Bürger hin und klingeln, wenn Glück hast, wird dir geöffnet und du kannst dein Anlegen vorbringen), rüber zu Dom und Parlament. Nett wars, mit dem Egill. Und wir waren seine ersten Gäste, sollte er mal reich und berühmt sein, dann lags an uns. Haaaaaaa.
Nach Rückkehr aufs Schiff gabs. Stimmt. Kuchen. Wir verliessen Reyjavik und machten uns auf den kurzen Weg, nördlich um Island rum, nach Akureyri. Wo der nächste Ausflug auf uns wartete, eine Tour in privater Gruppe (12 Mann) zu den Sensationen ausserhalb. Und das waren wahrlich Sensationen. Schon das Einlaufen durch den Eyjafjörður war ein Erlebnis. 60 Kilometer lang gings ins Landesinnere, rechts der Berg, links die Schlucht, und über uns der Himmel so blau blau blau.
Nach dem Anlegen trafen wir unsere Gruppe und unseren Fahrer. Einen Ungar. Ehemaliger Fussballprofi. Tormann. Netter Kerl. Wie alle in Island. Da haben die was mit dem Kärntner gemein.
Während der langen Fahrt erzählte uns Zsoltan viel über Land, Leute und Leben in Island. Die sind da alle sehr entspannt, da oben, nicht so wie der Deutsche, immer schaffe und fleissig und bemüht, dass ihn just am Tag des Renteneintritts der Schlag trifft. Lebensqualität, das ist mehr als so viel Geld wie möglich in so kurzer Zeit wie möglich zu scheffeln. Aber, zurück zu den Sensationen.
Raus aus dem Örtchen gings kurz den Fjord entlang, über den Bergkamm rüber, ab ins Wonderland. Der erste Halt war wieder Mal ein Wasserfall. Der vierte während unseres Island-Besuches. Godafoss. Ganz toll, man wird oben, beim Fall, abgesetzt und kann dann gemütlich das Flüssche entlang nach unten spazieren. Und wenn man mag, auch reinfallen.
Das nächste Ziel, die Gegend um den See Myvatn. Ein Gebiet voller beeindruckender, dampfender und stinkender Überbleibsel und Relikte aus ferner und jüngerer Vergangenheit der allgegenwärtigen vulkanischen Aktivitäten in dieser Gegend. Aber alles der Reihe nach.
Der erste Halt waren die Pseudokrater (sowas entsteht wenn flüssiges Magma über Wasser fließt und dann verdampft) von Skutustadagigar.
Weiter gings zum Lavafeld Dimmuborgir, das wir uns nur von oben angeschaut haben. Man kann da aber auch runner und kreuz und quer rumlaufen. Beim nächsten Mal, dann. Hier treffen sich auch im Dezember die 13 Weihnachtsmänner Islands, daher gibts dann in diesem Gebiet zur Weihnachtszeit Feier und Feuer.
Zsoltan erzählte uns hier von einem grossen Problem, wenn man mit seinen isländischen Kindern Weihnachten im Ausland verbringt. Weil die es gewohnt sind, 13 Mal Geschenke zu bekommen. Blöderweise, für die Bälger, gibts aber im Ausland meist nur 1 Mal Geschenke. Daher, was ist die Lösung? Genau. Man belügt seine Kinder, indem man sagt, dass die hässlichen Brüder nicht fliegen können und es daher nur 1 Mal was gibt. Blöd gelaufen.
Weiter gings. Und jetzt wurds eklig, wir erreichten das Hochtemperaturgebiet Hverarönd auf der Ostseite von Námafjall. Ein optisch hoch interessantes Feld voller heisser Quellen, blöderweise findet man hier aber haufenweise Solfatare. Und dementsprechend hats hier auch gestunken. Wunderbar für jemanden mit schlimmen Blähungen, schlimm für jemanden mit wunderbarem Geruchsempfinden.
20 Minuten, sagte Zsoltan, dann gehts weiter. Nach 10 Minuten sassen wir alle schon wieder im Bus und atmeten in Plastiktüten. Aber es war trotzdem grossartig. *röchel*
Einem Stopp gabs noch, bevor wir zurück nach Akureyri (plus kleine Stadtrunde) fuhren. Es durfte gebadet werden, in einer dieser erstaunlichen blauen Quellen Islands. Nähe Reykjavik gibts die Blaue Lagune, voll bis obenhin mit Touris und zudem preislich im Bereich eines Mittelklassewagens. Wir hatten aber den Vorteil, dass wir schon in der Nähe eines anderen Bades waren, daher gings über den Pass zurück zu den Myvatn Nature Baths. Man sucht sich einen Spind, macht sich nackig, duscht sich ab, dann ab ins Wasser. Wohlig ists, so um die 40 Grad. Und blau schimmerts, warum auch immer. Eine wunderbare Erholung. Bis das Bad mit einer grossen Gruppe schwäbischer Kegelbrüder und -schwestern geflutet wurde. Ich also nix wie raus, aber passt schon. Sollte ja nur so ein Reinschnuppern sein. Und, das macht Spass, die Wärme ist sensationell. Im Winter ists vermutlich erst richtig toll, wenns draussen 30 Grade unter Null hat. Wenn einer Mal nach Island kommt, ab in so ein Bad. Zur Not halt auch in die Blue Lagoon.
Servus Island. Ein grossartiges Land, voller netter Leut‘ und sensationeller Landschaft. Wir kommen wieder. Dann im Winter, zum Skilaufen nach Hlíðarfjall und zum Schauen der Polarlichter.
Info zum Beitragsbild – Einheimischer mit Touristen. Dahinter Kirche.