Pinguine paradieren auf quietschendem Sande

Mit dem Flug von Auckland nach Melbourne begann die letzte Woche der großartigen 4-Wochen-Tour. 05:20 Uhr saßen wir im Flughafenbus, 08:00 Uhr verließen wir Neuseeland, 10:30 Uhr erreichten wir erneut Australien. Und dann begann die Warterei. So lockere 1,5 Stunden brauchten wir bei der Passkontrolle. Mindestens. Für alle möglichen gabs eigene, schnellere Schalter – Amis, Chinesen, Commonwealth, Asean. Der kümmerliche Rest musste sich an einem Schalter anstellen. Da standen wir, inmitten von anderen Asiaten (einige mit so herrlichen Zehensocken in den Flip-Flops), ab und an sah man einen Europäer rausragen. Man nickte sich zu. Das gute an langer Wartezeit bei der Immigration ist, dass man danach nicht mehr auf seine Koffer warten muss. Dann, die nächste Schlange, ca. 3 km lang, vorm Zoll. Da wollte ich aber nimmer warten, bin los und habe einen weiteren Ausgang gesucht. Und gefunden. Gepäck geschnappt, dahin gerannt, paar Chinesen über den Haufen gefahren, dem Zöllner die Einfuhr von Schokolade gebeichtet, nen Tipp für die Chocolate Factory auf Phillip Island bekommen. Und raus.

Nur noch Mietwagen holen und ab. Dachten wir. Da waren auch bloss 4 Leute vor mir (bei sowas muss ich mich immer anstellen und das managen, die Fraa sitzt dann immer gemütlich), und 3 an den Schaltern. Ich frage mich, was da so lange dauern kann  (3 junge Weiber standen da sicherlich 45 Minuten bei der Autoverleihe und liessen sich nach und nach immer mehr Zusatzleistungen aufschwatzen; bei den anderen gabs wohl Probleme mit der Bonität; und der nächste war sauer, weil er ohne Reservierung kein Auto mehr bekommen hat). Man gibt seinen Voucher hin, dazu die Führerscheine (national und international), unterschreibt paar Mal, dann gibts den Schlüssel und man ist raus. Aber an diesem Tag waren wohl alle Problemfälle aller Länder vor uns versammelt. Und, was soll ich sagen, auch bei uns gabs Probleme. Nachdem wir so ne Stunde gewartet hatten. „Leider gabs da mit ihrem Auto einen Unfall“. Aha. Bekommen einen anderen. Anschauen? Klar. Dann stand da ein heimisches Fabrikat. Was auch immer das sein soll. Bekommen auch nen gratis Tank, weil der günstiger ist als der gewollte SUV. Ok, was sollten wir machen, brauchten ein Auto, mit grossem Kofferraum, wollten ja zu den Pinguinen. Formalitäten erledigt, und los gings, Richtung Phillip Island, in einem Holden Cruise Wagon.

Navi an, raus aus Melbourne, mit rasanten 100 km/h (schneller darf man da nicht) gings gen Süden. Allmählich quälte uns der Hunger, nach diesen vielen Stunden der Wartezeit. Also mussten wir unterwegs irgendwo einkehren. Etwa 20 riesenhafte Schilder wiesen auf die Caldermeade-Farm hin, also sagte die Fraa „da fahren wir hin“. Ergo fuhren wir da hin. Schon beim Ankommen hatte ich ein ungutes Gefühl. So siehts immer im Kino aus, wenn sich 2 Leute zu einem einsamen Haus verirren, dorthin, wo eine eigenartige Familie wohnt. Mit eigenartigen Verwandschaftsverhältnissen.

Ich hatte schon düstere Vorahnungen: Man serviert uns Fleisch ungewisser Herkunft. Black Pudding. Oder so. Und 10 Minuten später werden wir in den Keller gezerrt, vom irren Onkel mit Metzgerschürze erwartet, zerhackstückelt, ausgeweidet, kleingehäckselt und dann an die Schweine verfüttert. Aus denen dann die Wurst gemacht wird, mit denen oben die nächsten arglosen Opfer angelockt werden.

Oder gar schlimmeres.

Und, was ist passiert? Nix. Die waren nett, das Essen war lecker, kein irrer Onkel weit und breit. Womöglich war der aber auch bloss satt und lag im Blutkeller zum Mittagsschläfchen.

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Wunschgemäss und perfekt in der Zeit erreichten wir Phillip Island. Suchten und fanden das Arthur Philipp Motor Inn, bezogen erst Zimmer 5, dann 3, dann 2 (die Dame war etwas durch den Wind, da die letzten Tage alles voll war und sie dringend Pause benötigte). Ein nettes Motel, so wie man sich ein Motel vorstellt. Und wir waren die einzigen Gäste. Auch net schlecht. Konnte uns keiner in der Nachtruhe stören.

Kurz frischmachen, dann ab zum nächsten Highlight der Reise – der Penguin Parade. Im Visitor Center war reger Betrieb, alles voll mit Chinesen (gut, die hatten zu der Zeit ihr Neujahrsfest, da war wohl das ganze Land auf Auslandsbesuch), die sich mit Regenponchos eindeckten (vermute das Geschäft ihres Lebens mit diesem Plastikkram). Im nachlassenden Regen, bald war er ganz weg, spazierten wir zu unserer Tribüne (Tipp: unbedingt mehr Geld investieren und ein PenguinsPlus-Ticket holen) und suchten uns ideale Plätze. Gefunden. Ganz oben. Mit perfekter Übersicht.

Und bald mal gings los, und das ist ja sowas von, ich wiederhole mich, muggelig. Ungefähr 1500 Zwergpinguine kommen zum Sonnenuntergang aus dem Meer, vom Fischen, sammeln sich dann am Strand und dann watscheln sie, einzeln und in Gruppen, den Weg entlang zu ihren Unterkünften. Leider durfte man da nix Filmen oder Knipsen, aber man schaue sich auf der Homepage um, wie herrlich das ist.

Bestimmt 1,5 Stunden erfreuten wir uns an den kleinen Kerlchens, wie sie watschelten, hinfielen, ihrer Gruppe nachrannten. Herrlich. Später trafen wir einen von ihnen auch aufm Parkplatz, der hatte sich verirrt und  wurde von einem Helfer zu seinem Bau begleitet. Wenn mal wer in der Nähe ist, unbedingt die Parade anschauen.Sowas herziges. *schwelg*

Nächster Tag, immer noch ganz begeistert, lecker Frühstück bei Madcowes, schnell noch ein Panorama geschossen, und runter von Phillip Island. Nicht ohne vorher noch einen kleinen Einkaufsstop bei der Chocolate Factory einzulegen (hatte schon deutlich bessere Kakaoware genossen).

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Tagesziel heute – Wilsons Promontory, ein Naturpark ganz an der Südspitze Victorias. Da wollten wir bisserl wandern (ja, hatten wir vor, obwohl wir nicht die grössten Wanderer sind), bisserl entspannen (mal an den Strand, ansonsten unaufgeregt die Umgebung geniessen), bisserl die Natur bewundern (Holla, dazu gabs reichliche Gelegenheit). Ausserdem hatte ich die Hoffnung, einen Wombat in freier Natur zu treffen (gibt ja Parks, da kann man die knuddeln. Aber im Park kann ja jeder.)

Am Weg zum Zentrum des Parks, wo die ganzen Unterkünfte lagen, machten wir den ersten Stop – am Squeaky Beach. Es heisst, da soll der Strand quietschen, wenn man drüber läuft. Ja, klar. Was ein Blödsinn. Ein Strand, der quietscht.

Aber, was soll ich sagen – der Strand quietscht tatsächlich. Sensationell. Liegt wohl an der Beschaffenheit des Sandes. Ein toller Flecken Erde, der Aufenthalt im Wilsons begann schon mal hervorragend.

Weiterfahrt nach Tidal River, der einzigen Siedlung im ganzen Park. Einchecken, Verpflegung aufstocken, ab an die Unterkunft. Da wir ja nicht so die Camper sind, die sich mit dem kleinen Zelt überall hinlegen, wollten wir schon einige Annehmlichkeiten haben und gönnten uns ein Zimmerchen in den Wilderness Retreats. So ne Art Luxuszelt. War ganz toll.

Dazu auch wieder mal eine 360-er Aufnahme des kompletten Zeltplatzes:

Dann wurds Nacht im Park. Drinne, und auch draussen. Und zu meinem Glück habe ich nix mitbekommen von den handtellergrossen Spinnen, die sich draussen gegenseitig aufgefressen haben, aus Zorn, weil sie nicht in unser Zelt vordringen konnten.

Demnächst gehts weiter, mit dem nächsten Tag im Wilsons (Lilly Pilly Gully Circuit und Aug‘ in Aug‘ mit einem ganzen Haufen an Känguruhs) und der Rückfahrt nach Melbourne. Plus der family reunion, dem Erstkontakt mit dem australischen Kuseng. Netter Kerl, mit vollkommen unverständlichem Aussie-Slang.

Info zum Beitragsbild – zufridde und vom Regen gezeichnet am Pinguinparadenplatz (dahinter).


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