Cause Billy-Boy said so

Nächster Tag. Trauer kehrte ein, wir mussten vom Schiff. Ich glaube, wir haben da mit Celebrity eine neue Lieblingsgesellschaft gefunden. Nebst Royal Carribean. Was die Auswahlen der nächsten Kreuzfahrten noch schwerer machen wird. Aber es wird sich finden. Und falls wir uns net entscheiden können, machen wir halt zwei. Gleichzeitig.

Mühsam schleppten wir unsere insgesamt 7 Gepäckstücke raus aus dem Terminal, rein ins Taxi. Der arme Kerl musste die schweren Koffer einladen, während ich danebenstand und mich an meiner Zitronensprudellimonade festhielt. Ab zum Autovermieter, Formalitäten klären (wichtig: nicht ohne internationalen Führerschein ein Auto leihen wollen), Kreditkarte hin, Schlüssel her. Das ganze Zeug rein in den geländegängigen Japaner, Navi an – und raus in den Linksverkehr. Mit einer Rechtskurve. Und erstem Scheibenwischen.

Wie in Teil 2 schon erwähnt, das Autofahren in Neuseeland ist schwer entspannend. Alle fahren 95 bis 105, bloss ab und an kommt ein Wahnsinniger daher gerast, mit irren 120, und riskiert Leib und Leben, um bei diesem Affenzahn nicht aus der Kurve zu fliegen. Man sollte solch verantwortungslose Raser im Regenwald vergraben. Pfui! Also, man cruist gemütlich dahin, überholen geht kaum, da a) meist nur 1 Fahrspur (also, in jeder Richtung) vorhanden ist und b) meist doppelte Sperrlinien aufgemalt sind. Und wenn man mal überholen mag oder muss, dann gibts alle paar Kilometer so Überholbuchten, in die der langsame Schleicher vor einem (meist ein deutscher Touri im Jucy) links rauszufahren hat, damit man ihn rechts überholen kann. Also, wie daheim. (Nicht dass ich rechts überholen würde, da verboten, aber man könnte wenn man wollte und dürfte).

Der erste Halt des Tages war Kiwi North, Museum über die Geschichte von Whangarei, Heritage Park und Kiwi-Aufzuchtstation in Personalunion. Im Museum gabs das neuseeländisch Übliche – Besiedelung, Kriege, Waitangi, seltsame Tierwelt. Hat mich net wirklich begeistert. Dann gabs im Heritage Park zu sehen, wie es früher, so in den 1850-ern und später, in der Gegend ausgesehen hat. Durchaus interessant, wenn man sich für alte Holzhäuser ohne Fernseher und Internetanschluss erwärmen kann (sehr charmant fand ich den Frauenknast). Bisserl skurril wurds im Krankenhaus. Da waren sehr eigenartige spitze Geräte ausgestellt, mit denen früher wohl geheilt werden sollte. Der Spitze der Geräte nach eher erfolglos. Jessas. Und vollends skurril wurds, als der Wächter/Aufpasser/Insasse uns erklären wollte, wofür die Geräte so verwendet wurden. Ich sah mich schon operiert werden. Schnell weg.

Nett wars im Kiwi-Haus. War zwar mächtig dunkel, weil dieser kleine Kiwi-Vogel lichtscheuer ist als das Gesindel am Hauptbahnhof, aber wir haben die 2 entdeckt. Dann standen wir da rum, vollends erfreut, dass wir im Dunkeln 2 Kiwis gesehen haben, die gaaanz hinten im Gehege hockten und uns sichtlich aus der Sicht gehen wollten. Leider keine Bilder der Kiwis, zu dunkel.

Nachmittags erreichten wir die Waipoua Lodge, die ich nicht mehr lobend erwähnen möchte, da ich das schon einige Male getan habe. Und irgendwann ist mal genug. 2 äusserst nette Herbergsleut‘ (Fran and Ian, thanks for your hospitality), tolle Unterkunft in so einem muggelig-kleinen Häuschen, sensationelles Dinner in 2 Durchgängen (Vorspeise und Hauptgang vor, Dessert nach der Begegnung mit Tane Mahuta). Wenn da nur nicht die Spinnen gewesen wären, die draussen gelauert haben und nur drauf warteten, bis ich einmal, nur einmal, unachtsam geworden wäre. Dann hättens mich g’fressen. Da bin ich mir sicher. Auch wenn mich Ian beruhigen wollte. Ich bin aber net blöd, der steckte sicher mit denen unter einer Decke – „bring uns wohlschmeckende Touristen, dann beschützen wir dein Haus“. Oder so.

Es nahte einer der weiteren Höhepunkte – der Twilight Encounter mit Footprints Waipoua, ein Spaziergang durch den Regenwald, zu den heiligen Bäumen der Maori, mit einem coolen Führer (obwohl der Name Billy Boy eher was anderes vermuten lässt) und einem irren chinesischen Dolmetscher (der seinen Auftritt beim Imitieren der Paarungsrufe des weiblichen und männlichen Kiwis hatte). Beeindruckend, durch den dämmernden Wald zu spazieren, links raschelte es, rechts zischte es, Billy Boy erzählte Informatives und Mystisches, erfreute mit alten Maori-Legenden, wusste viel und liess uns daran teilhaben. Richtig sensationell wurde es, wenn der Guide angesichts seiner heiligen Bäume entsprechende Gesänge seiner Vorfahren angestimmt hat. Ganz toll. Ich war sehr beeindruckt und begeistert.

Aber hierzu genug der Worte (weil man das eh kaum beschreiben kann), paar Bilder der jahrtausende alten Kauri-Bäume und des Waipoua Forest.Und leider kommt die Erhabenheit des Gehölzes auf den Bildern bei weitem nicht so rüber wie in echt. Daher, hinfahren, anschauen, Billy Boy grüssen.

Und um mal einen Grösseneindruck zu bekommen, ich vor Tane Mahuta. Da, vorne, mit dem Blau, der Kleine.

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Dann gings zurück zur Lodge, mit gezählten hundert Possums am Strassenrand (habe leider keinen erwischt), tolles Dessert, lecker Steinlager, und dann ab ins Beet. Wo ich herrlich geruht habe, trotz der lauernden Bestien draussen. Und damit schliesst Teil 3, im nächsten gehts vorbei am Coastal Walkway nach Paihia und Waitangi. Bleiben Sie mir gewogen, werter Schauer.

Info zum Beitragsbild – die bescheidene Unterkunft für den Tag, die wunderbare Waipoua Lodge. Sollten wir jemals wieder in die Gegend kommen, werden wir sicherlich wieder da absteigen. Und den Roadkill lasse ich mir dann auch nimmer entgehen.


5 Gedanken zu “Cause Billy-Boy said so

  1. Werter Herr Geheimrat,
    danke für die launige Beschreibung Deiner Reise und die wunderschönen Fotos. Da
    kommt richtig Fernweh auf.
    (Aber wehe Du machst das mit dem Possum-Roadkill) dann werd ich gnatzig

    Grüße H.

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    1. Liebe Frau Abbel, man soll sogar Possums roadkillen, da die sich massivst vermehrt haben und schon zahlreicher sind als die überall schafenden Schafe. Daher, wer dorten unterwegs ist und ein Possum am Straßenrand sieht – als druff.

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