Los gings mit der Bootsfahrt. Erster Stopp Melbourne. Dahin ist vor 60 Jahren Onkel Josef, der spätere Uncle Joe, ausgewandert. Der ist mittlerweile leider zwar verblichen aber da gibt’s 2 Kusengs. Und man trifft sich. Womöglich. Zum ersten Mal. Schau mer mal.
Das Einchecken verlief problemlos, man ist routiniert, hier in Sydney, wo jeden Tag so ein großer Kahn ablegt. Ne knappe Stunde, dann waren alle Formalitäten erledigt, es lag gegen uns nichts vor und es gab das erste Mittagsmahl. Mit Kuchen danach.
Wie bei einem neuen Schiff üblich, rannte ich mal das Boot auf und ab. Um mich zu orientieren und alles mal zu sehen, bevor die hüftsteifen Scheintoten, deren letzte Kreuzfahrt es sein könnte, mit ihren Rollatoren in allen Ecken im Wege rumstehen.*
Nettes Boot, gefällt, nicht so übertrieben gross wie die Oasis-Klasse oder auch die Breakaway-Plus. Mehr klassische Kreuzfahrt denn schwimmender Vergnügungspark. Gute Arbeit, die Celebrity da abgeliefert hat.
Alles schien zu meiner Zufriedenheit.
Dann kam die Sicherheitsübung. Eigentlich Routine. Man geht wohin, sitzt rum, langweilt sich und geht wieder. Zum Essen. Danach Kuchen.
Meistens. Aber nicht diesmal. Nach der Übung meldete sich der Kapitän. Ein Grieche. Ausgerechnet. Und erklärte, nach paar lauen Scherzchen, dass (und sich hier so ein griechisches Englisch zu denken) „due to weather conditions in the tasman sea our itinery has been changed“ (ich halte die Luft an) und „we are staying overnight in Melbourne“ (ich ziehe noch mehr Luft an), woraus sich ergibt, dass „we are arryiving in New Zealand one day later than planned“ (die Luft muss raus. Hörbar. Mit einem Schrei). Aber der Olivenpflücker lässt nicht locker, „our overnight stay in Tauranga has been cancelled“. Das war genug. Ich hyperventilierete. Wünschte diesem Versager am Steuerrad die Staatspleite an den Hals. Man begleitete mich raus. Die Fraa schämte sich.
Aber gut, wehklagen hilft ja nix. Ersatz muss geplant und organisiert werden. Schnell an den Convertible, paar Mails raus „wir kommen einen Tag später, bitte umbuchen“. Und dann begann das Warten (bis nach Melbourne, weil ich auf See ja kein Internet habe!!elfeins), was denn die Tourenabieter davon halten. Man sagt ja, dass die Neuseeländer in solchen Belangen recht kulant seien. Gut, man sagt auch vom Österreicher, dass er charmant sei.
Zwischen all dem bangen Warten lag ein Seetag, mit dem hektischen Ablauf auschlafen – essen – CruiseCritics-Treffen – essen – Kuchen – Bingo – Nickerchen – Kuchen – erholen – essen – Dessert – Bierchen – schlafen. Kann ganz schön schlauchen, so ein Seetag.
Ankunft in Melban, wie der Kenner sagt. Gleich mal dieses Internet angeworfen, noch beim Frühstück, ob man sich auf meine Anfragen, höflich wie es meine Art ist, gemeldet hat. Man hat. Alles positiv. Ein tolles Volk, diese Neuseeländer. Und erst der Kapitän, dieser stolze Grieche, alles richtig gemacht, in seiner professionellen Umsicht. Ein fürwahr grosser Schiffslenker, er wird genannt werden in einer Reihe mit Onassis und Amanatidis. Ich begann ihn, den Meister, zu preisen. Lauthals. „This is Sparta“, habe ich ausgerufen, das Brotmesser schwingend. Man begleitete mich raus. Die Fraa schämte sich.
Nach der Entlassung auf Ehrenwort gings ab in die Stadt. Fahrradfahren ward angesagt, weil so lernt man eine Gemarkung am besten kennen, man kommt voran, kann aber jederzeit spontan halten und einkehren. In kleiner 4-Mann-Gruppe gings los (mit 2 Amis und dem Führer, der überraschenderweise Australier war), rund und quer durch. Den Yarra entlang (und hin und her und drüber), raus zum Sportgelände (da ist alles konzentriert, Soccer, Rugby, Cricket, Tennis und dieser riesige MSC), Roger Federer hat geübt für die Montag beginnenden Australian Open (so vermutete ich, sah zumindest so aus), am Training der örtlichen Rugby-Mannschaft vorbei (nette Jungs, alle mindestens doppelt so hoch und breit wie unserseins), durch das Gelände der Uni (kurzzeitig habe ich da meine Gruppe verloren, man hat mich aber wieder gefunden), vorbei am Melban Museum (mit LEGO-Convention gegenüber), rein nach Little Italy (Einkehrtipp: Brunetti), dann noch kreuz und quer bis zum Victoria Markt (bin immer etwas irritiert, wenns totes Tier zu kaufen gibt, das einen noch anschaut), und dann retour zum Federation Square. Toll wars, 23 km, und dank unserer E-Bikes herrlich gemütlich. Danke an Brian von rentabike@FederationSquare.
Ist einen Besuch wert, dieses Melban. Unbedingt. In 2 Wochen kommen wir eh noch mal her, dann gehts raus, zu den Pinguinen und den Aposteln.
Das wars vorerst in Australien, heute geht’s dann weiter, nach Neuseeland. Fast 3 Seetage am Stück, quer über die tasmanische See. Erwarte Geschaukel und viel Platz in den Restaurants.
Info zum Beitragsbild – Vorhölle. Die Bingo-Gruppe. Aber trotzdem immer tapfer dabei. Einmal habe ich sogar was gewonnen. 62 Dollar.
*eingefügt, um den unbedarften Leser in seiner Vorverurteilung zu bekräftigen.
Ein Gedanke zu “Von Sydney nach Melbourne”