Der kleine mühsame Grenzverkehr

Lieber Leser, irgendwie ist eine Scheiss Zeit für meinen Blog – nichts zu schreiben. Wegen dieses blöden Virus (ja, DAS Virus, und erstaunlicherweise macht das jeder richtig) kann ich nix über irgendeinen Urlaub erzählen, wegen Abwesenheit vom Büro seit mittlerweile 7 Wochen  (hier sei mal mein kapitalistischer Ausbeuter gelobt, der mir wunderbares und einfaches homeofficen ermöglicht) kann ich nix wegen der Bahn meckern (das bekommen die aber zurück, doppelt und vielfach), wegen Ausgangsbeschränkungen gibts nix vom Wirt’n, nix von der Eintracht, nix von der Verwandschaft. Nix. Nix . Nix. Gähnende Leere.

Aber, etwas kann ich berichten. Als Auslandsösterreicher, der gerne mal nach runner fährt, würde ich gerne wieder mal nach runner fahren. Ostern ging schon nicht (wegen der blöden Reisebeschränkungen musste leider das traditionelle Osterfeuer mit dem Herrn Landwirtschaftskammerpräsidentbetriebsratsobmann nebst junger Gattin am Magdalensberg ausfallen), die Maifeiertage siehts auch schlecht aus (ausgerechnet die Zeit, in der man mit 1 Urlaubstag 5 Tage frei machen kann), aber, im Juni, Pfingsten, da rum halt, da halten die mich nicht auf.

Wenn, ja wenn diese ganzen Einreiseregelungen nicht wären – aktuell darf ich nach Österreich rein, klar, bin ja Staatsbürger. Immer noch. Werds auch bleiben. Obwohl mich ab und an schon mal wer gefragt hat, ob ich denn nicht Piefk äh Deutscher werden möchte. *Gelächter*

Ok, dann bin ich also daheim, nutzt mir aber nix, da ich dann in 14-tägige selbstüberwachte Quarantäne müsste. Behördlich liest sich das dann so: „Österreichischen Staatsbürgern oder Personen die ihren Haupt- oder Nebenwohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Österreich haben, ist es erlaubt, sich zu einer unverzüglich anzutretenden 14-tägigen selbstüberwachten Heimquarantäne zu verpflichten (Bestätigung durch eigenhändige Unterschrift)„. Es ist mir also erlaubt, mich zu verpflichten, mich selbst zu überwachen. Ok, das überprüft vermutlich keiner, aber, falls doch, gibts so um die 500 Euro Strafe. Lohnt also nicht.

Dann wäre ich zwar in Österreich, könnte aber nicht aus der Wohnung raus. Ich dürfte dann weder den Vadder im Seniorenheim besuchen, noch am elterlichen Anwesen hand- und heimwerken. Ins Restaurant (unterstellt, dass die im Juni wieder geöffnet haben dürfen) mit den ältlichen Kameraden? Um Gottes Willen. Da hatte ich gestern eine sensationelle Idee – ich fahre einfach 2 Wochen vorm geplanten Aufenthalt runner, hocke dann 2 Wochen homeofficend in der Bude, um dann frei zu sein. Brillant.

So weit, so gut.

Diese grossartige Idee kann ich aber gleich wieder verwerfen, weil wenn man im Gesetze weiterliest, kommt „Wenn währenddessen ein molekularbiologischer Test auf SARS-CoV-2 durchgeführt wird und dieser negativ ist, kann die 14-tägige selbstüberwachte Heimquarantäne beendet werden.„. Halleluja. Einfach hier zum Mediziner, einen Test machen, runner fahren, und alles ist perfekt. Hinweg geklärt.

Blöderweise muss man auch wieder zurück. Und da macht der Bundesdeutsche keine Gefangenen. Wie erwartet und befürchtet, hat sich Germanien Zeit gelassen bei den Corona-Maßnahmen, aber übertreibt dann gleich mal. Denn wenn man hier einreist, MUSS man 14 Tage in Heimquarantäne. Plus Info ans Gesundheitsamt. Es gibt zwar paar Ausnahmen, aber ich bin sozialpolitisch nicht relevant, dass ich davon eine nutzen könnte. Das Ministerium formuliert, für wen die Ausnahmen gelten, wie folgt: „Personen, deren Tätigkeit für die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens, der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, der Pflege diplomatischer und konsularischer Beziehungen, der Funktionsfähigkeit des Rechtswesens, der Funktionsfähigkeit von Volksvertretung, Regierung und Verwaltung des Bundes, der Länder und der Kommunen sowie der Organe der EU und internationaler Organisationen zwingend notwendig ist, wobei die zwingende Notwendigkeit durch den Dienstherrn oder Arbeitgeber geprüft und bescheinigt werden muss„. Bin ich net. Vermutlich. Und ein aktueller negativer molekularbiologischer Test auf SARS-CoV-2 nutzt auch nix. Da kennt der nix, der bundesdeutsche Grenzer.

Aber, ok, ginge also. Für mich. Zurück und weiter im Home-Office. Immerhin keine Bahn und auch mit Schogginghos ist man für die Meetings adäquat gekleidet.

Blöderweise hab ich ne Gattin. Also, blöderweise, weil die nicht die wunderbare Staatsangehörigkeit hat, sondern die deutsche. Was also tun? Die darf doch nicht, wegen nicht österreichisch, einfach so nach Österreich. Aber, oh Wunder, bei der ists – Stand jetzt – recht einfach. Der Gesetzgeber führt aus: „Personen, die aus diesen Ländern (EU, Anmerkung der Red.) nach Österreich einreisen wollen, haben ein ärztliches Zeugnis über ihren Gesundheitszustand mit sich zu führen, das einen negativen molekularbiologischen Test auf SARS-CoV-2 bestätigt.„.  Was aber noch unklar ist, ob das nur die Einreise erlaubt und sie dann trotzdem 14 Tage quarantäniert rumsitzen müsste. Anfrage an das österreichische Innenministerium ist raus.

Jetzt müsste man nur noch wissen, wo man so einen Test herbekommt. Und was der kostet. Zur Not gebe ich eine Niere vom Bub, der hat eh noch beide, mit einer kommt man auch durchs Leben. Weiss das wer?

Ach, die Gattin muss ja auch zurück. Und da trifft es sie härter als wie mich – selbstständig arbeitend, ab in Quarantäne. Würde bedeuten, 2 Wochen kein Einkommen, 2 Wochen den Gatten im Homeoffice nerv äh unterstützen, 2 Wochen lang Videotelefonate mit der Schwiegermutter. Nein, geht nicht.

Somit bleibt uns nur eines, damit wir im Juni runner fahren können – drauf warten und hoffen, dass noch was passiert, vor allem sollte Deutschland diese irrsinnige Regelung mit der Quarantäne zurücknehmen. Oder abschwächen. Ich bezahle auch. Der Bub hat 2 Nieren.

Update: Kaum bin ich hier fast fertig, tut sich eine neue Schangse auftun, die den grenzüberschreitenden Verkehr erleichtern könnte. Dazu heisst es „So lassen sich seit wenigen Tagen besondere familiäre Gründe – etwa Besuche von Familienangehörigen bei Krankheit oder eigener Kinder im Rahmen von Obsorgepflichten –, der Besuch des Lebenspartners oder zwingende Gründe der Tierversorgung anführen, um mit einer „Eigenerklärung“ statt wie bisher nur mit einem ärztlichen Attest nach Österreich einreisen zu können.„. Das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten – ich schaffe mir ein Schaf an, das ich beim elterlichen Anwesen in den Gadde stelle, ich sage dem Vadder, er solle eine Krankheit simulieren, auf dass er ins Krankenhaus verbracht werden muss, oder ich adoptiere einen kleinen Hosenscheisser, den ich dann vorgebe zu besuchen. Haaaa.

Servus Österreich!

Info zum Beitragsbild – Herr und Frau Österreicher (Symbolbild)


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