Mehr Kiesel denn Juwel

Lieber Leser, euer liebster Blogger ist zurück aus dem wohlverdienten Urlaub und wird, selbstverständlich, in gewohnter Quali- und Quantität, berichten, bebildern, schimpfen, loben und Essensempfehlungen mitteilen. Dankt mir nicht.

Dieses Mal gings per Boot (alt) von Rom (allerfeinst) in die östliche Mittelmeergegend (schön), der Grieche (nett) wollte heimgesucht werden. Ursprünglich sollte auch ein Besuch vom Erdowahn (ähm) erwogen werden, das wurde aber, aus bekannten Gründen, gestrichen (gut) und ersatzhafenbenannt (Rhodos).

Los gings per Lufthansa nach Rom. Am Vortag. Selbstverständlich. Der erfahrene Kreuzfahrer reist immer mindestens 1 Tag vorher an, um auf etwaige Luftfahrtprobleme reagieren zu können. Und um, wenn schon mal weg von daheim, dem Kinde einen Tag mehr an sturmfrei zu gönnen.

Seitdem die Piloten nimmer den ärmlichen Gewerkschafter raushängen lassen, kann man die mit dem Kranich wieder sorglos buchen. Und sie sind halt, ex DE, von Frequenz und Flugzeiten immer noch weit vorne dabei. Und der Hüpper nach Rom lässt sich auch mit denen aushalten. In Holzklasse. Geht auch.

In Fiumicino ab in den Leonardo-Express und rein nach Roma-Termini. Das ist wohl die sinnvollste und schnellste Art, um vom Flughafen in die Innenstadt zu gelangen. Das Ganze kostet 14 Euro/Pax, dauert 30 Minuten, und – wichtig – man muss sich nicht per Taxi durch den römischen Feierabendverkehr quälen. Wir bezogen das Quartier (so ne grosse Wohnung in Bahnhofsnähe, in der 2 Zimmer als B&B vermietet werden – Übernachtungstipp, falls man was sucht, für 1 Nacht, zentralst – klick), speisten in einer nahe gelegenen Trattoria (mit dem obligatorischen Bekleckern auf den letzten Biss) und genossen den Spätabend voller Gehupe, Geschreie und Hand-und-Fuss-Gerede. Rom ist schon fein.

Nach bescheidenem Frühstück wieder ab an den nahen Termini und rein in den Bummelzug nach Civitavecchia. 5 Euro, da kannste nicht klagen, für mehr als ne Stunde Fahrt. Nett fand ich, dass die auch für die Verspätungsmeldungen englische Übersetzungsdurchsagen vorbereitet hatten. Angekommen, Koffer trepprunner, trepphoch, die Fraa mit Peitsche hinnerher, ob das net schneller gehe und ich jaaa nicht das Gepäck demolieren solle. Ja ja, kaum biste im alten Rom, taucht der Sklaventreiber im Frauchen auf. Aber als kerniger Naturbursch habe ich alles überlebt, das Geschleppe, das Gehaue, das Angestelle, das Eingechecke (ist schon fein, wenn man mittlerweile einen gewissen Vielfahrerstatus hat und am statuslosen Pöbel vorbei spazieren kann). Und schwupps waren wir an Bord, kurze Orientierung, an ins Buffet, Kuchen muss her. Und da waren auch schon Herr und Frau S. aus S., die Begleitung für die Reise. Nette Leute, leider Bayern-Kundschaft. Ich arbeite aber an einer Bekehrung ins Licht.

Apropos, Kuchen. Auch diesmal will ich alle meine Desserts nicht schuldig bleiben. Und der Öfters-Leser und kundige Kuchenkenner wird erkennen, dass es diesmal etwas hinter den Teilchen der letzten Fahrten zurück blieb (was man leider auch über die ganze Fahrt sagen muss und kann).

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Tja, was gibts über das Schiff  (Jewel of the Seas, von Royal Carribean, ca. 2000 Passagiere) und die Fahrt zu berichten? Sowohl als auch. Wir wussten, dass es ein älteres Schiff ist (schon über 13 Jahre alt, was in diesem schnell wachsendem Business ne halbe Ewigkeit ist), aber dass es in manchen Bereichen solch einen Investitionsstau gäbe, hat mich dann doch etwas überrascht. Die Farbe blätterte ab, das Schloss an unserer Badtüre hatte nur noch 3 Befestigungen, Herr S. stellte fest, dass die Matratze seiner Koje dünner als wie ein Schnitzel beim Figlmüller sei. Im Buffet merkte man, dass das Schiff vor über 15 Jahren geplant wurde, da wars räumlich recht knapp bemessen, das kommt heutzutage nimmer vor. Aber damals hatte man wohl anders kalkuliert und überlegt, wieviel Platz man denn wo brauchen würde.

Und dass der Kellner (ich halte ihm zugute, dass er vermutlich neu im Geschäft war) mit der Rechnung über das Weinchen der Fraa auftaucht, während ich noch am Dessert sitze, ist unverzeihlich.

Aber es gab auch feines – der Personal war durchwegs freundlich und stets bemüht.Das Schiff war überschaubar an Menschenmassen, es waren kaum Proleten an Bord,  zudem keine Bälger und nur wenige „Socken in den Sandalen-Träger“. Die Bar, in der wir unseren abendlichen Absacker gezogen haben, war (trotz der Dame am Piano, die qualitativ nicht mit so manchem mithalten konnte, was wir an solchen Plätzen schon gehört haben) nett und fein, der Kellner flink und wusste „Sprite oder Bier“.  Und das Wetterchen, ach, was war das für ein Wetterchen.

Zudem gabs als Präsent diesmal Gratis Saft, worauf ich mir pro Tag gefühlte 5 Liter Sprite reingeschüttet habe. Merke – viel Sprite ist nicht gut. Wirkt fast wie viele Rumkugeln.

Und dann sitzen wir da im Theater (waren eh nicht oft dort, so richtig gabs für uns nix), da ists ruhig, alles wartet, da setzt so eine Sau ein dermassen lautes Bäuerchen ab, den Vorsitzern hats das schüttere Haar nach vorne geföhnt. Pfui. Die Fraa schämte sich.

Aber, trotz aller Mängel (es war ja im Grund nix tragisches nicht ok), es war ne feine Tour, getragen von den guten Zielen, dem durchaus qualitativ hochwertigen Essen im MDR (Gracias, Jose)  und, es hilft ja nix, ich muss es erwähnen, der im Rahmen ihrer Möglichkeiten netten Begleitung aus Bayern (ok, zur Ehrenrettung, die sind fast aus Österreich. Grenzstadt. Immerhin). Solide, würde ich mal bewerten.

Conclusio – mit einem älteren Schiff werden wir nimmer mehr fahren. Macht aber nix, es gibt ja laufend neue, die Ziele und Schiffe gehen uns erstmal nicht aus.

Am Abreisetag verzichtete ich aus Gründen der magendlichen Überlastung auf das Essen, Abreise hat perfekt geklappt, mit dem Bummelzug wieder nach Rom, dann muss man wissen, dass man in Termini die Metro-Tickets an den Zeitungskiosks bekommt, und ab zum Hotel für 1 Nacht. Vatikannähe, da die Fraa in die Engelsburg wollte, die fehlte uns noch – Hoteltipp klick.

Da wir schon mal, vor Jahren, im Hochsommer, in Rom waren und die touristischen Hochlichter bereits besichtigt hatten, ließen wir es jetzt, zum Ausklang, ganz gemütlich angehen. Bisserl zum Dom, schauen ob der Bergoglio rumrennt, paar mal rumknipsen,

über die Menschenschlange wundern, die sich anstellte um in den Dom zu gelangen (lockere 2 Stunden Anstellen in ordentlicher Hitze – die Schlange geht von ganz rechts quer über den Petersplatz bis ganz nach links),

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dann rein in die Engelsburg (erstaunlich, die hatte ich mir nicht so interessant und weitläufig vorgestellt – Touristentipp), erschrecken als hinter mir so ein mächtiger Mundl plötzlich (in breitestem Hausmeisterwienerisch) „Heast, Inge, do wirst jo gonz ondächtig“ brüllte (habe dann nur noch englisch und italienisch geredet),  zurück ins Hotel und dezentes Abendessen in solider Trattoria.

Am endgültigen Abreisetag gabs ein großartiges Frühstück in tollem Ambiente (alleine dafür lohnt sich das Hotel – das ist echt der Blick von der Terrasse, nur wollte von uns keiner mit aufs Bild, überfressen und unfrisiert),

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wieder Koffer schleppen (mittlerweile hatte ich da schon gute Übung drinnen), mit dem Leonardo wieder nach Fiumicino, und ab nach Haus.

Der Rückflug. Grosses Kino. Erstmal wurden wir von Flugsteig 3 nach 4 nach 6 nach 5 nach 7 verwiesen. Ok, war recht entspannt, wir warteten einfach ab, bis der Italiener sich entschieden hat (alea iacta est) und stiegen ein. Natürlich nach denen, die sich 10 Minuten vor „Guten Tag, ihr Flug ist jetzt zum Einstieg bereit“ anstellen, um dann 30 Minuten auszuharren, um dann im engen Flugzeug zu hocken, bis die, die gemütlich machen, locker angeschlendert kommen. Warum machen die Leute das? Wissen die nicht, dass jeder mitkommt? Dass es nummerierte Sitzplätze gibt? Und es hat erstaunlicherweise nix mit der Nationalität zu tun, da ist der Piefke gleich deppert wie der Asiat. Erstaunlich.

Und was hatte ich dann Spaß, unterwegs. Wir hatten, strategisch sinnvoll, 2 Gangplätze gewählt, so hatte jeder Fußraum und Ellenbogenfreiheit. Und das war eine tolle Idee, sonst hätte ich Hans und Hildegard nicht kennengelernt. Die 2 saßen neben mir, frisurengleich, Typ pensioniertes Lehrerehepaar aus Ober-Michelstadt. Und, meine Güte, was erfüllten die alle Klischees. Hans dozierte während des Fluges über die kleinflächige Agrarlandschaft in Norditalien, über die Zersiedlung in Südbayern, erkannte in den Alpen Schnee auf den Gipfeln und stelle fest, dass die Häuser immer grösser werden. Ja, das ist nicht unüblich, stimmte ich ihm zu, wenns an die Landung geht. Hildegard war brave Gattin, hielt die Klappe, überwachte alles, richtete ihrem Hans den Kragen unnerm Pullunder (hätte nur noch gefehlt, dass sie ihm mit ihrem Taschentusch den Sabber abgewischt hätte, nach dem labbrigen Brötchen, dass verteilt wurde), bestellte das Getränk. Jede Wette wäre ich eingegangen, da gibts Rotwein. Hildegard wollte aber Tee, mit Süßstoff, für ihren Hans. Finde ich immer erstaunlich, dass man etwas ungesundes aber immerhin natürliches durch abführende Chemiescheisse ersetzt. Aber gut, muss jeder wissen, womit er sich vergiftet. Ich möchte nicht wissen, was Hildegard ihrem Hans sonst so vorsetzt, im Einfamilienhäuschen (abbezahlt)  in Ober-Michelstadt.

Sonst wars ein ruhiger Heimflug, abgesehen davon, dass ich beim Anblick der Flugbegleiterin und ihres Namens ein schmetterndes „Wollt ihr den totalen Tomatensaft?!?!“ erwartet hätte. Gut, meist kann man für seinen Namen nix. Aber Göbbels möchte ich dann auch net grade heissen.

Raus aus dem Flieger, rein in den Bus, raus aus dem Bus, rein in den Flughafen, wir sammelten die Koffer ein (das ist immer noch so ein Spannungshöhepunkt, kommt das Zeug unversehrt an oder hat ein unterbezahlter Gepäckschubser einen oder mehrere Koffer für den nächsten Schrottwichtelabend ausgeborgt), Hans und Hildegard schossen vorbei, mit Einheitsköfferchen (Rimowa, weiss, er Large, sie Medium, sie voran, er halben Schritt hinnerher). Natürlich.

Und dann wars auch schon wieder vorbei. Das Kind holte ab, fuhr souverän nach Hause, Schluss und aus. Bleiben Sie dran, werte Leserschar, demnächst folgt dann die Berichterstattung der einzelnen Stationen der Kreuzfahrt.

Info zum Beitragsbild – Handtuchtierchen. Gibts mittlerweile bei jeder Linie, in allen möglichen Ausführungen. Nette abendliche Erfreuung, nachdem man überfressen in die Kabine wankt.


3 Gedanken zu “Mehr Kiesel denn Juwel

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