Im südlichen US and A-Westen

Tag 2 – Los Angeles, Joshua Tree Nationalpark, Las Vegas

Das Hampton Inn&Suites in San Bernardino ist ein durchaus akzeptabler Laden. Mit guter Lage, damit man morgens nimmer durch LA muss wenn man aus LA raus will, direkt neben einem Staples, falls man was wichtiges (zb sein Metallplättchen für die Handyhalterung) zuhause vergessen hat, zudem mit einem Frühstück, bei man sicher nicht zunimmt. Viele Stunden, nachdem mich der Jetlag aus dem Schlaf gerissen hat, fuhren wir los gen Osten. Je weiter wir von Los Angeles weg kamen, desto sonniger wurds. Spärlicher wurde die Besiedelung, dafür gibt’s da draußen den feuchten Traum eines jeden Klimahysterikers – Windkraftrad an Windkraftrad. Hunderte. Tausende. Und immerhin haben sich handgezählte 17 bewegt.

Übrigens, was mir auch heute wieder mal aufgefallen ist – in jedem Kaff, in jeder kleineren oder größeren Stadt, gibt’s an jeder Ecke einen Laden für Nagelpflege. Entweder ist der Ami zu faul um sich die Nägel selbst zu schneiden, oder er hat Angst vor Scheren oder, und das ist das wahrscheinlichste, decke ich hier soeben den größten Geldwäscheskandal der Geschichte auf. Ich werde wohl mal das FBI anrufen.

Aber, zurück zu heute. Gegen 11 erreichten wir das erste Ziel des Tages – die Westeinfahrt zum Joshua Tree Nationalpark. Nach Erwerb der Zutrittsberechtigung und eines kleidsamen Fischerhutes gings in den Park. Interessant, durchaus. 3 Stunden tuckerten wir des Weges, stiegen hier aus um im Dickicht rumzuirren, flüchteten dort vor den Chinesen, knipsten, staunten und erfreuten uns. Wer mal in der Nähe ist, sollte sich diesen Park anschauen.

Nach wertvoller Fastessensaufnahme in 29Palms und entspanntem Volltanken (siehe folgenden Exkurs) machten wir uns auf die lange Strecke nach Nevada. Was eine Einöde da draussen. Die Amboy Road fuhren wir 21 Meilen nur geradeaus, wunderbar für den ermüdeten Fahrer – Tempomat rein, Lenkrad festgeklemmt, Augen zu. Sehr aufmerksam, am Ende dieser Geraden mit Fanfaren auf die nahende Kurve hinzuweisen. Die Einöde wurde schlimmer, die Briefkästenansammlungen am Straßenrand weniger, die Hausnummern höher, die Temperaturen erreichten dreistellige Werte. Das spannendste war, als wir an einem Bahnübergang warten mussten, bis der Zug vorbei war. Und was für ein Zug – vorne 4 Lokomotiven, hinten noch eine als Anschieber, dazwischen hunderte Waggons mit Altglascontainern und Rindsviechern. Beeindruckend.

Nach einer Fahrt von gefühlten 3 Tagen durch die Mojawe-Wüste erreichten wir die I-15, die uns im dichten Verkehr (Wochenende, da fährt jeder verzweifelte Hannebambel aus LA nach LV, um was zu erleben, von dem dann keiner erfährt) an das Tagesendziel brachte. Nur kurz verfahren, dann die Einfahrt gesucht, aber schließlich hats geklappt. Rein ins Mandalay Bay, rauf aufs Zimmer. Frühe Nachtruhe – Jetlag und das viele heutige Fahren bringt einem schnelle Müdigkeit. Morgen wirds entspannter – Shoppen, Zocken, Show, Strip.

Exkurs Anfang.

Üblicherweise sagt man mittels seiner Kreditkarte vorher, wieviel man zu tanken gedenkt. Das tankt man dann und fährt wieder ab. In der Theorie. Hier was aus der Praxis. Damit ich nicht zum Cashier muß, draussen rein mit der Karte, dann will die Zapfsäule eine Postleitzahl wissen. Ok, die eine eingetippt, die man aus Amerika kennt. Klappt nicht. Also rein zum Cashier. Die Dame hat offensichtlich Erfahrung mit Leuten mit deutscher Kreditkarte, bucht mal xy Dollar. Ich raus an die Säule, hat eh nur locker 95 Grad Fahrenheit, Nozzle runter, Hebel hoch, tankt nicht. Ach, muss noch Oktanzahl wählen. Nozzle druff, Neustart. Nozzle runter, Knopf gedrückt, Hebel hoch, tankt nicht. Leicht genervt. Nozzle druff. „Please see Cashier“. Argh.

Wieder rein, vor mir an der Kasse ein leicht Riechender, kauft 20 verschiedene Arten von Glückslosen. Bezahlt bar, mit einem 100-Dollar-Schein. Aufruhr in der Tanke. Wo hat der einen Hunni her? Der muss falsch sein. Man berät sich und kommt zum Schluß, daß das eh nur das Problem des Chefs sei. Endlich, ich bin dran. Erzählt mir die, dass ich zu langsam gewesen sei, nachdem ich was falsch gemacht habe. Leicht beleidigt, drohe mit Zeugenaussage in der Sache „Hillbilly und der Hunderter“. Bucht sie mir also meinen ersten Versuch wieder aus, einen neuen ein. Raus ans Auto, die Gattin schämt sich schon für den Tankversager, Nozzle runter, Knopf gedrückt, Hebel hoch. Es tankt. Ja, eh, logisch, ist doch voll einfach.

Exkurs Ende.

Tag 3 – Las Vegas

Holla. Heute bis 5 gepennt. Wenn das so weitergeht, gehe ich in einer Woche als Student durch.

Morgendliche Stille, daher paar Gedanken zum aktuellen Hotel, das kam gestern bisserl kurz. Jessas. Was ein riesen Schuppen. Um bei der Anreise die richtige Einfahrt zu finden, brauchst einen eigenen Reiseführer. Wenn dann das Navi kurz vorher den Dienst verweigert, steigert das die Laune ungemein. Und ein freundliches „Warum bist nicht da links gefahren?“ der mitfühlenden Gattin bringt keinen Frohsinn.

Nach mehrmaligem Kreisen haben wir aber doch noch die richtige Auffahrt gefunden. Kleiner Stau, vor uns ein Bentley. Dann sind wir dran – der Erste macht einen Zettel mit Name vorne dran ans Auto fürs Valet (kostet hier nur 24 Dollar, ist sehr zu empfehlen, muss man sich nimmer drum kümmern, wohin mit der staubigen Karre). Die Nächste schmeißt einen raus, das Auto muss ja weg für den nächsten Gast. Weiter geht’s mitm pampern, Koffer werden verstaut, sehen wir erst am Zimmer wieder. Zum Glück, denn es gab Verwirrung, die wussten kurzzeitig nimmer, wo unser Gepäck war. Ich hätte die verklagt bis auf die Unnerhos.

Rein in den Laden. Riesig. Wie auch die Schlange beim Check-in. Erstaunlich viele Einzelreisende und gleichgeschlechtliche Gruppen. Wenige Herren mit Gattin. Falls doch, meist mit erstaunlich junger Gattin.
Routiniert wird abgewickelt, wir bekommen sogar einen eigenen kleinen Kühlschrank für die Drogen der Fraa aufs Zimmer (leider kein Blick auf den Strip, macht aber nix) geliefert. Und auch unsere Koffer wurden gefunden. Respekt.

Wie gesagt, ein riesen Schuppen. Mehr als 3000 Zimmer, 4 mal höher als der alte selige Villacher Weiße Riese, mehr Restaurants als ganz Bad Vilbel. Ständig fallen einem Junggesellinnenabschiede vor für Füß‘, fühle mich fast wie in Alt-Sachsenhausen. Und Lärm. Überall. Ich las mal, dass je intelligenter jemand sei, umso lärmepgindlicher wäre so jemand. Ich fahre heute noch ins Death Valley.

Nein. Nix da. Ich wollte unbedingt mal hier her, jetzt wird ausgekostet. Meine grossen Hoffnungen ruhen auf dem 5-Dollar-Schein, den ich gestern im Schnellimbiss gefunden habe.

Vegas, Baby!

Tag 3 – Las Vegas

Die Gattin war von Las Vegas schwer enttäuscht – kein einziger Elvis war zu sehen. Ich hatte mehr Glück, ich konnte einen treffen – der saß in so einem Seniorenchopper und sah toter aus als der echte.

Abgesehen von diesem Elvis-Desaster kann ich nach diesem unseren Kurzaufenthalt ganz klar sagen:

Ich hasse diese Stadt. Alles ist künstlich. Hitze. Sand. Die Leute. Restaurants. Mehr Nutten als Taxifahrer. Vier Euro für eine kleine Flasche Wasser. Überall flackert es, purer Streß für Hirn, Augen und Ohren. Und ständig dieser Lärm.

Ich liebe diese Stadt. Alles ist künstlich. Lichter. Wow. Bling-Bling. Architektur. Übertreibung. Internationalität. Shows. Restaurants. Vielfalt. Mehr Nutten als Taxifahrer. Und ständig dieser Lärm.

Unser Tag war so, wie fast von jedem, der hierher kommt. Spätes Frühstück (waren im Ihop, leckere Pancakes haben die), danach rumrennen in der Hitze um eines dieser depperten HRC-Shirts zu bekommen (da fuhr ich mit der Mandelebe-Tram zu unserem Hotel, um nimmer draußen rennen zu müssen. Blöderweise habe ich nicht erkannt, dass wir schon angekommen waren und bin wieder zurück gefahren. Da war ich sauer, habe geschimpft und bin wieder draußen gelaufen. Depp) , abends solides Fastfood, danach Show (waren bei so einem Beatles-Ding vom Cirque du Soleil im Mirage – grooooooosses Kino), anschließend den Strip auf und ab geschlendert. Und da zeigte sich, dass man am Wochenende nicht nach Vegas kommen darf – alles voll und überfüllt. Straßen, Casinos, kein Weiterkommen. Und als wir dann im Bellagio im Kreis geschickt wurden, um raus zum See zu kommen, waren wir nervlich endgültig am Ende und sind heim.

Resümee: immerhin kein Geld verloren (ja, wir waren in Las Vegas und haben keinen einzigen Automaten gefüttert. Geht auch). Und – wir kommen wieder. Garantiert. Dann für mindestens 1 Nacht mehr. Und keinesfalls am Wochenende. Gedächtnisnotiz – mein 50-er ist unner der Woch‘.

Tag 4 – Las Vegas, Los Angeles

Die Flughistorie erfordert, daß wir wieder nach LA zurück mussten. Also wieder zum Ihop (hatte ich schon erwähnt, dass die lecker Pancakes haben?), nicht zum „Welcome to Las Vegas“-Sign (30 Minuten anstellen, um sich mit einem Schild zu photografieren?), tanken (diesmal problemlos), ab auf die Interschtate 15, rüber nach LA, vorbei an so Sehenswürdigkeiten wie Whiskey Pete’s, der Zzyzx-Road und irgendeinem Diner, das es warum auch immer zu großer Bekanntheit gebracht hat.

Je näher wir Los Angeles kamen, desto unblauer wurds draußen, die übliche Dunstglocke nahte. Zwar kein Stau, aber doch ordentliches Gedränge auf dem Weg nach Hollywood. Das Loews erreicht, nach kurzer Erfrischung raus ins Getümmel, wir sind ja nicht zum Spaß hier. Bisserl den Hollywood Boulevard auf und ab gerannt, das unvermeidliche HTC-Shirt eingesammelt, mit etlichen Ah’s und Oh’s und „Was hat denn der für klane Fiaß!“ die Abdrücke vorm Chinese Theater bewundert, festgestellt dass die Restaurant-Empfehlung des Concierge seit 1 Woche für immer geschlossen hat. Das Zeugs mit den Sternen kann ich seit heute auch nimmer ersten nehmen – Trump hat einen, Spongebob nicht. Schlamperei.

Morgen noch bisserl Sightseeing, am späten Nachmittag dann ab zum Hauptziel der Reise. Darüber dann im nächsten Beitrag.

Info zum Beitragsbild – Las Vegas von oben, gesehen aus LOT 021.


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